Ablehnungsfarben

Was sie bedeuten und was sie uns sagen
 

Viele Gestalter haben eine persönliche »Handschrift«. Das ist gut so, fürs »Geschäft«, denn man kann so leicht wiedererkannt werden. Gestaltung ist eine Dienstleistung … da sieht man nicht von Beginn an, was der Gestalter zuwege bringt. Wenn man als Interessent jedoch die persönliche Handschrift eines bestimmten Gestalters »vorsehen und vorerleben« kann, minimiert sich das Risiko, nicht das zu bekommen, was man sich als Bauherr vorgestellt hat. Die individuelle Handschrift eine Gestalters zeigt sich auch in seiner Farbenpalette, mit der er üblicherweise arbeitet. Es kommt gar nicht so selten vor, dass da ganze Farbbereiche ausgespart werden. Meist ist das dem Gestalter gar nicht bewußt, bis er von Mitarbeitern oder seinem persönlichen Umfeld darauf hingewiesen wird. Unter künstlerischen Aspekten ist das vertretbar. Die funktionale Anwendung von Farbe für verschiedene Nutzergruppen macht dem jedoch nicht selten einen Strich durch die Rechnung. Eine Palliativeinrichtung muss auch unter farblichen Aspekten anders gestaltet werden als eine Geburtsstation oder eine Schule für behinderte Menschen.

Der Grund, weshalb wir Menschen (meist völlig unbewußt) bestimmte Farben ablehnen, sind negative Erlebnisse, die bis zum Trauma reichen können. Unser Organismus begleitet jeglichen sensorischen Input mit einer Emotion (einem nicht bewußt werdenden Gefühl). Dieses bleibt dauerhaft im Körpersystem gespeichert. Sobald sich ein vergleichbarer sensorischer Input wiederholt, wird auch das damals begleitende negative Gefühl erneut aktiviert. Und da wir Menschen das zu vermeiden suchen, lassen wir den Auslöser dieses Vorgangs, die Farbe, nicht an uns heran. Besonders deutlich illustriert das die Ablehnungsfarbe einer Innenarchitektin, die vor Jahren an einem Vorkurs im Rahmen des Aufbaustudiengangs FarbDesign teilgenommen hat. Ihre Ablehnungsfarbe war Türkis, die in ihrem Umfeld, als man ihr im Krankenhaus mitteilen musste, das ihr Mann bei einer Operation verstorben sei. Seit diesem traumatischen Erlebnis ist sie (unbewußt) dieser Farbe Türkis ausgewichen. Farben »mit Liebe« anschauen lernen kann zweierlei erreichen: seine Emotionen ausbalancieren und als Gestalter mit allen Farben kreativ sein.

Roland Aull

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