Kunstlicht für Designer

Für die optimale Farbwiedergabe gibt es nur (noch) eine Lösung

 

Die Historie künstlich-technischer Lichtquellen ist lang und braucht hier nicht wiederholt zu werden. Die so genannten Leuchtstofflampen haben heute mehr oder weniger ausgedient und verschwinden langsam vom Markt. Im Kommen sind die LEDs, nachdem die EU-Kommission die Herstellung bzw. den Vertrieb der bislang gebräuchlichen und preisgünstigen Glühbirnen bzw. Halogenlampen (bis auf wenige Ausnahmen) untersagt hat.

Voraussetzungen

Für Künstler, Restauratoren und Gestalter ist eine optimale Farbwiedergabe bei künstlichen Innenraumbeleuchtungen besonders wichtig. Um das Ziel einer möglichst gleichbleibenden, absolut farbgetreuen Wiedergabe von Farbvorlagen sicher zu stellen, sind zwei Anforderungen an das Leuchtmittel unverzichtbar:

  • ein kontinuierliches Spektrum im visuell sichbaren Bereich (380 bis 720 Nanometer). Das bedeutet: das Frequenzspektrum ist ohne Lücken
  • eine ausgewogene Verteilung aller spektralen Anteile (Farbtemperatur idealerweise bei 5.000° Kelvin). Das bedeutet: die einzelnen Farbbereiche werden nicht überbetont oder unterdrückt

Kontinuierliche Lichtspektren im sichtbaren Licht liefern prinzipiell nur so genannte Temperaturstrahler wie natürliches Sonnenlicht, Kerzen oder offenes Feuer. Die Lichtquellen erzeugen Licht durch Verbrennungsvorgänge, bei denen auch Wärme frei wird. Typische Temperaturstrahler sind Glühbirnen und Halogenlampen. LEDs sind keine Temperaturstrahler, denn hier verbrennt nichts und es wird somit auch keine Wärme abgegeben. Bei den LEDs werden Licht abgebende Bauteile, so genannte Dioden, elektrisch angeregt und gesteuert. Das Lichtspektrum der LEDs hat keine Lücken im Frequenzgang, da man hier, anders als bei den Leuchtstofflampen, nicht mit Edelgasen arbeitet, doch die Verteilung der spektralen Farbanteile ist alles andere als ausgewogen. LED-Licht ist eigentlich blaues Licht, das man durch aufgesetzte Farbfilter im Spektrum verschieben kann. Der besonders energiereiche Blauanteil, der für die Augengesundheit problematisch ist, bleibt jedoch erhalten, auch wenn das Licht visuell neutraler aussieht. Unter visuellen Aspekten haben Glühbirnen und Halogenstrahlern den Nachteil, dass ihr Spektrum einen zu hohen Gelb-Orange-Anteil hat. Glühbirnen und Halogenlampen sind vorteilhaft für die Augengesundheit, die Farbwiedergabe ist hier aber nicht ausgewogen, da die kühlen Blauanteile fehlen.

Die nachfolgene Übersicht visualisiert typische Farbveränderungen bei unterschiedlichem Kunstlicht mit Leuchtstofflampen und LEDs. Die jeweils zweite Reihe zeigt die mit Tageslicht beleuchtete Fläche mit dem dazugehörigen Code des NCS-Farbsystems, darüber die identische Farbvorlage, beleuchtet mit Leuchtstofflampen oder LED-Licht. Ich danke Prof. Ulrich Bachmann für die Genehmigung zur Veröffentlichung. Die Abbildung steht als gedruckte Version im Titel »LED Colour Lab« zur Verfügung.

Konzepte

Bei den LED-Leuchten kann man mehrere Dioden auf einer Platine zusammenschalten und dadurch die unterschiedlichen Schwerpunkte in ihren jeweiligen Lichtspektren ausgleichen. Doch solche Systeme sind teuer. Eine Lampe kostet heute rund 1.000 Euro. Nutzt man jedoch Temperaturstrahler, kann man den sehr viel einfacheren, eleganteren und wesentlich preisgünstigere Weg gehen und den überhöhten Gelb-Orange-Anteil im Lichtspektrum durch einen Blaufilter ausbalancieren. Dieser Blaufilter, den man als modifiziertes Frontglas beim Leuchtmittel einsetzt oder als separaten Filter vor die Lampe setzt, darf natürlich nicht ausbleichen oder seine technisch-visuellen Eigenschaften verändern, was durch geeignete Gläser heute problemlos sichergestellt werden kann.

Die konkrete Lösung

Wenn es um die Umrüstung vorhandener Leuchten geht, braucht man eigentlich nur die Halogenbirnchen bzw. Halogenstäbe auszutauschen. Es gibt jedoch nur noch einen Hersteller, der für bestimmte Lampensockel solche farbkalibrierte Leuchtmittel liefert. Sollte man keine geeigneten Lampen mit den dazu passenden Lampensockeln haben, muss man sich neue (oder gebrauchte) Strahler bzw. Einbaudownlights besorgen. Will man Halogenstäbe mit einer größerer Lichtleistung bis 800 Watt nutzen, braucht man auf jeden Fall Halogenfluter, die ein effektives Wärmemanagement sowie ein Fach für Folien- bzw. Glasfilter haben. Farbkalibrierte Halogenbirnchen kosten, je nach Ausführung, etwa 15 bis 30 Euro, die leistungsstärkeren Fluter mit bis zu 800 Watt rund 500 Euro.

Typische Vorteile farbkorrigierter Temperaturstrahler

  • Farbkorrigiertes Kunstlicht mit Temperaturstrahlern zeigt alle Farbnuancen, auch die subtilsten Modulationen von komplexen Farb- bzw. Materialoberflächen
  • das kontinuierliche Lichtspektrum ist für den visuell sichtbaren Farbbereich optimal ausbalanciert
  • das Licht macht den Gestalter unabhängig von der Tages- und Jahreszeit
  • hat hohe Farbbeständigkeit und Wiederholgenauigkeit
  • lange Lebensdauer des Leuchtmittels
  • ist besonders preisgünstig (im Vergleich zu LEDs)
  • eine ortsunabhängige Lösung ist auf mobilen Stativen problemlos möglich
  • ist als Sonderlösung nicht vom EU-Verbot betroffen

Roland Aull

 

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