Herbert Schönweger FarbDesign
aus dem Vorwort zum Buch von Roland Aull* und Klaus von Saalfeld
Meine* erste Begegnung mit Herbert Schönweger war vor etwa 20 Jahren. Damals besuchte ich ihn als Redakteur der Zeitschrift »Die Mappe«, um anlässlich seines 50. Geburtstags einen »Objektbericht« zur gerade fertig gestellten Fassadengestaltung des Hauses »Roter Adler« zu schreiben. Die Idee zum vorliegenden Buch entstand dann erst viele Jahre später, anlässlich eines Symposiums im Kloster Irsee. Im Vorfeld dieses jährlichen Treffens von Farbgestaltern, Künstlern und Wissenschaftlern hatte ich Herbert Schönweger gebeten, uns eine kleine Zusammenstellung seiner Arbeiten zu präsentieren. Uns fiel auf, wie breit Schönwegers Werk angelegt war. Da war nicht nur der handwerkliche Maler zu sehen, sondern auch der Künstler und Designer, der Farbarchitekt und Typograf, der Kommunikationsgestalter und Ausstellungsmacher, der Werbemittelhersteller und Wandbildgestalter.
Im Verlauf eines langen gestalterischen Tuns hat sich Herbert Schönweger seine eigene Vorgehensweise zurechtgelegt. Bevor er eine neue Arbeit beginnt, macht er zunächst kontextbezogene Recherchen und erarbeitet sich eine Vielzahl von Ideen, die er in Form von Fotos, Skizzen und handschriftlich als Memo dokumentiert. Bei diesen Recherchen orientiert er sich im Wesentlichen an seiner alpenländischen Heimat, dem Südtiroler Kulturraum, wie sich dieser in den letzten 300 Jahren – vor allem in Tirol und im Schweizer Engadin entwickelt hat. Dabei ist Herbert Schönweger ganz Kind dieser Zeit: seine Arbeiten sind keine Wiederholungen oder Nachahmungen traditioneller Baukunst, sondern neue, eigenständige Schöpfungen. Seine ausgeprägte Begabung erlaubt es ihm, nicht nur mit dem Medium Farbe, sondern auch mit den anderen Gestaltungsmitteln Form und Oberflächenbearbeitung souverän umzugehen. Den Beobachter seiner Werke erstaunt, wie es ihm immer wieder aufs Neue gelingt, damit originelle Schöpfungen zu entwickeln. So setzt er beispielsweise ornamentale Figurationen, die wir meist nur als kleinformatige Module kennen, reichhaltig variiert und stark vergrößert auf ungegliederten Fassadenflächen ein, um so aus banalen Flächen attraktive Ansichten zu machen. Ornamentales und Dekoratives ist bei ihm meist situationsbezogen gedacht und aus dem Kontext abgeleitet. Sein grafisches Talent erlaubt es ihm dann auch, Schriften architekturbezogen einzusetzen, häufig mit dekorativ gestalteten und mehrfach überlagerten Fondflächen. Diese Schönwegersche Ausdrucksweise zeigt einen eher seltenen Gestaltertypus, der sowohl das Malerische der Farbe wie das Proportionale und Grafische der Form meisterhaft beherrscht und in seinen Arbeiten übergangslos integriert; und das nicht nur mit historischen Bezügen, sondern auch – je nach Aufgabenstellung – ebenso im Geist der Zeit. Dass Herbert Schönweger darüber hinaus auch Architektur »versteht« und richtig »lesen« bzw. angemessen »interpretieren« kann, offenbaren seine zahlreichen Handskizzen, an Hand derer er die formalen Zusammenhänge eines Ambientes studiert. Seine langjährige Erfahrung und sein ausprobiertes Wissen nutzt er schließlich auch, um gleichsam spielerisch und ungebunden vorhandene Kategorien zu verlassen, wenn es gilt, übergeordnete Merkmale zu verdeut- lichen. An einer Rathausfassade mag das beispielsweise ein exponiertes Fenster sein, das den ortsunkundigen Betrachter rätseln lässt, ob dieses spezielle Fenster das Büro des Bürgermeisters visualisiert – oder aber den Arbeitsraum einer vom Künstler verehrten Sekretärin.
Als Bildmotive nutzt Herbert Schönweger häufig Früchte, auch Pflanzen und Tiere. Auffallend häufig kommen bei ihm Vogeldarstellungen vor, die aus der Natur entlehnt sind oder aus Träumen geboren werden. Die Bandbreite seiner Themen umfasst dann auch menschliche Darstellungen, er gestaltet mit archetypisch-gedachten Symbolen, mit allen Arten von geometrischen Dekorationen – konturiert und/oder flächig gemalt sowie mit dreidimensional konzipierten Oberflächen, oft mehrfachen Durchdringungen, und – ganz wesentlich – mit einer umfangreichen Palette an Materialien wie Metall, Beton, Holz, Stein, Putz, Farbe. Er nutzt alle ihm dienlichen Gestaltungselemente, da er sie handwerklich wie technologisch meisterhaft beherrscht. Mit diesen umfangreichen Kenntnissen hat Herbert Schönweger in mehr als 45 Jahren eine Vielzahl von Gestaltungsaufgaben bearbeitet: Schwimmbäder, private und öffentliche Foyers, Flure, Schulen, Gasthäuser, Treppenaufgänge, Altenwohnheime, sakrale Andachtsräume, Kapellen, Kirchen, Parkanlagen, Ortsbildgestaltungen samt Satzungen, Wegeführungs- und Leitsysteme, Plakate, Etiketten, Prospekte – auch die eher seltene Gestaltung eines Altars oder eines Orgelprospekts. Ob er heute, mit Anfang 70, bereits ans Aufhören denkt? Wir vermuten, dass sich dies an den Anfragen entscheidet, die an ihn herangetragen werden!
Herbert Schönweger
Herbert Schönweger FarbDesign
Verlag Farbe und Gesundheit
Frammersbach 2018
ISBN 978-3-939946-07-6
Hardcover, fadengebunden mit Schutzumschlag
Format 24,5 x 29,7 cm
180 Seiten, mehr als 800 meist farbige Abbildungen
48 € (D)
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